Wenn in einem Unternehmen wie RST etwa 120 Menschen gemeinsam komplexe Projekte realisieren, ist das auch immer ein Schmelztiegel der Typen, Charaktere, Welt- und Lebensansichten. RST schafft es immer wieder, Menschen unterschiedlichster Prägung zu vereinen. Da sind Individualisten und Teamplayer, Feingeister und Naturburschen, da gibt es Seiteneinsteiger und Bodenständige wie Marcel Tietze, die einen einmal beschrittenen Weg konsequent und unbeirrbar weiter gehen.
„Ja, RST ist mittlerweile eine breit aufgestellte Firma, die vor allem im Hoch- und Tiefbau aktiv und über den Landkreis Harz hinaus bekannt ist. Aber hier, jenseits glänzender Neubauten auf dem Gelände der alten Asphaltmischfabrik vor den Toren der Stadt Thale, liegt der Ursprung, die Basis der Recycling und Sanierung Thale GmbH.“ Marcel Tietze, ein schlanker, drahtiger Mittvierziger formuliert seine Sätze mit Nachdruck, die keine Zweifel zulassen. Die Anfänge von RST waren keine strahlenden Neubauten, das war Bewahrung und Rekultivieren von Böden, die der Lauf der Geschichte gezeichnet hatte.
Tietze sitzt in einem kahlen, funktional eingerichteten schmucklosen Arbeitszimmer. Die schweren Arbeitsschuhe sind erdumkrustet, der Fußboden unter dem Stuhl ist mit Bodenkrumen bedeckt. Auf dem Schreibtisch kümmert eine Alibipflanze vor sich hin. Hinter dem Fenster türmen sich gewaltige Erdhaufen, furcht ein Bagger seine Kreise. Es ist völlig klar, dem wettergegerbten Mann ist Büroarbeit Pflicht, die Arbeit im Freien an der frischen Luft willkommene Kür. Seit über zwanzig Jahren hat er das Gelände geformt, kennt es wie kein anderer.
Denn Marcel Tietze war auf dem 11 ha großen Betriebsgelände im Gewerbegebiet Thale Nord von Anfang an dabei. Zunächst begann er 1995 bei den Thaler Baustoffbetrieben eine Ausbildung als Aufbereitungsmechaniker. Als dann das alte Asphaltmischwerk zurückgebaut wurde, um einer neuen Bodenaufbereitungsanlage Platz zu machen, wird er die rechte Hand des damaligen Chefs Kurt Rusch. Zu zweit gestalteten sie deren Anfänge. Heute bewerkstelligen ein Dutzend Mitarbeiter den Ablauf, der von schwerer Technik wie Siebmaschinen, Brecheranlage, diversen Kettenbaggern und Radlader geprägt ist. Dazu kommen 10 Kraftfahrer, die den Transport der Böden organisieren. Seit 2018 lenkt der Facharbeiter, der von seinem Mentor Rusch bestens auf die Aufgabe vorbereitet wurde, als Chef die Geschicke der Aufbereitungsanlage. „Die Organisation aller notwendigen Abläufe, Einteilung der Leute, Kennzeichnung der Materialien und vor allem und immer mehr die Dokumentation aller Vorgänge und Arbeitsabläufe bestimmen meinen Alltag“ bilanziert Marcel Tietze nüchtern.
„Wir reinigen gefährliche und nicht gefährliche Böden. Die Laboranalyse von Bodenproben, die auf den Baustellen entnommene werden, entscheidet über die Aufbereitungsart. Meist werden die Böden durch Separation, Brechen, Sieben und Aussortieren vorbereitet, bevor im eigentlichen Reinigungsverfahren Schadstoffe aus den Böden gewaschen werden“ umreist der Aufbereitungsprofi die Arbeitsabläufe. Das alles sind klar definierte Abläufe, die auch ohne wissenschaftlichen Background, ohne spezielle Managementausbildung machbar sind. So ist das bei RST – das Resultat entscheidet. Aber natürlich sind auch Weiterbildungen angesagt. Besonders von einer firmeninternen Weiterbildung zu Psychologie und Menschenführung, der Tietze zunächst eher skeptisch gegenüberstand, profitiert er heute nicht nur bei der täglichen Arbeitsorganisation, sondern auch im Freizeitbereich.
Nach wie vor gehört die Bodenaufbereitungsanlage zum RST-Kerngeschäft. Demnächst steht als neue Herausforderung eine durchgehende Asphaltierung des Firmengeländes an, da kontaminierte Böden isoliert zu lagern sind. Aber neue Herausforderungen treiben dem Aufbereitungsprofi keine Schweißperlen auf die Stirn. „Hier gibt es flache Hierarchien und immer einen ganz direkten Draht, wenn es doch mal knirscht. Hier kann ich ohne bürokratischen Schnickschnack meine Ideen und Vorstellungen umsetzten“ erläutert der Standortchef und fährt mit einem Lächeln im Gesicht fort: „Ganz so familiär, wie in den Anfangsjahren, als der Seniorchef Wolfgang Finck mit seiner Frau immer wieder bei uns in der Aufbereitungsanlage war, geht es heute nicht mehr zu – aber das ist bei der gewachsenen Firmengröße auch gar nicht anders möglich.“
So sieht der Mann, der sich als einfacher Facharbeiter mit Ausdauer und Beharrlichkeit von der Pike auf in eine leitende Funktion hochgearbeitet hat, seine Zukunft weiter eng mit RST verknüpft.
Eine Parallele, die keineswegs überrascht, zeigt die sportliche Laufbahn des Fußballers Marcel Tietze. Aus einem sportbegeisterten Elternhaus stammend – die Mutter war DDR-Meisterin bei den Sportschützen – wird er mit fünf Jahren Mitglied der BSG Stahl Thale. „Solange ich denken kann, bin ich bei Stahl Thale und durfte alle Höhen und Tiefen miterleben“ schaut er zurück.
Und wenn Tietze davon spricht, dass er die ganze Entwicklung von Stahl Thale wie auch von RST miterleben durfte, ist das keine kokette Plattitüde, sondern immer schwingt eine selbstverständliche Demut mit, die Freude, Teil von etwas Ganzem zu sein, das dem eigenen Wesen zutiefst entspricht. „Das Leben ist doch immer einer Folge von Nehmen und Geben“ stellt er lapidar fest. Im Sport, bei der Arbeit, im Privaten ist man doch zuerst immer Lernender, bevor man Teil einer Gemeinschaft wird, der man irgendwann etwas zurückgeben kann. Vielleicht ist Tietze diese Erkenntnis gar nicht bewusst, doch sie ist selbstverständliche Leitplanke seines Lebens.
So ist er vom aktiven Spieler zum Trainer geworden. Auch hier durchlief er wieder alle Stationen. Nach diversen Jugendmannschaften betreute er irgendwann die zweite Herren-Mannschaft. Heute ist er mit dem ersten Team auf dem Sprung in die Landesliga. Zugleich bestimmt er im Vereinsvorstand mehr und mehr die Richtung, in die sich der Verein entwickeln soll.
Auch hier ist Bodenständigkeit angesagt. Söldner und Legionäre, die für kurzzeitigen Erfolg eingekauft werden, sind seine Sache nicht. „Natürlich können auch wir nicht nur mit Eigengewächsen einen erfolgreichen Spielbetrieb bewältigen, aber wir versuchen Neuzugängen immer eine langfristige Lebensperspektive in Thale zu geben“ verrät er. Fußball ist das eine, eine Gemeinschaft mit Perspektive, in der man sich wohlfühlt, das andere. So sind alle Nachwuchsmannschaften besetzt: „Wir wissen momentan gar nicht, wie wir das Training für die vielen Kinder bewerkstelligen sollen“ lacht der Trainer. Aber das ist ein Luxusproblem.
Bei allen anderen Problemen, mit denen gemeinnützige Sportvereine konfrontiert sind, steht der Premiumsponsor RST mit Geld, aber vor allem mit Rat und Tat, Manpower, Technik, Knowhow und zahlreichen Kontakten immer hilfreich zur Seite.
Wenn es demnächst im Landespokal gegen die Profis vom Halleschen FC geht, dann wird es am Spielfeldrand für den Sportler und RST-ler Marcel Tietze mit Sicherheit emotionaler als im nüchternen Büro der Bodenaufbereitungsanlage.